Orsoy – 650 Jahre

Bericht aus „KöLNISCHE ZEITUNG“ vom SONNTAG, 7. JULI 1935

650 JAHRE ORSOY

von Wernher Witthaus

1285 wird Orsoy zum erstenmal als Stadt erwähnt. Es war bereits damals ganz oder teilweise mit einer Mauer umgeben. So erscheint es schon früh als mittelalterliche Festung. Von dieser sind noch sehr bedeutende Teile erhalten, und weitere sind durch Nachforschungen bekannt geworden.“

Aus dem Jahr1285 stammt auch das älteste Siegel. Es zeigt drei Pferdeköpfe (der Name Orsoy— Horst, Aue— leitet sich von Pferden. vielleicht von einer Wildbahn ab) und eine Torburg. Befestigt war Orsoy jedenfalls durch Mauern, Gräben und Türme.

Studienrat Ottsen der unermüdliche und kenntnisreiche Forscher, schreibt, daß die alte Stadt alles in allem etwa zwanzig Türme gehabt habe. Orsoys Bedeutung ergibt sich aus seiner Lage und der politischen Landkarte. Es war ein Eckposten des Herzogtums Kleve. Das benachbarte Rheinberg gehörte Kurköln.

Das Schicksal Orsoys ist und bleibt der Rhein. Er schreibt auch die Form der Befestigung vor, und der Kampf um den Strom hat Orsoy manches bittere Erlebnis gebracht.

Ludwig XIV. beschäftigte sich hartnäckig mit dem niederrheinischen Orsoy. Nach der Einnahme der Stadt wurden im Juni 1672 Schloß und Festung auf seinen Befehl geschleift.

Das Schloß, am Rhein gelegen, war ein Werk der Herzöge von Kleve gewesen. Bei der Festung handelte es sich nicht mehr um die mittelalterliche, sondern um eine für die damalige Zeit moderne Anlage nach niederländischer Art mit Wällen, Bollwerken und Wallgräben.

Ludwig XIV. hatte 100000 Mann aufgeboten, um gleichzeitig Orsoy, Rheinberg, Büderich und Wesel anzugreifen. Die Übergabe der Festung Orsoy war nicht rühmlich. Aber man muß bedenken, daß die Besatzung im Vergleich zu dem feindlichen Ansturm schwach war. Orsoy hatte sich verschiedentlich um eine Verstärkung der Festungsanlagen bemüht. Bei dieser neuen niederländischen Festung spielte wiederum das Wasser eine wichtige Rolle. In den Gräben lagen noch kleine befestigte Inseln. Das Verteidigungssystem war weiterhin über die Gräben hinaus in das Land vorgetragen. Mit Recht wird darauf hingewiesen, daß Zons wohl die besterhaltene mittelalterliche Befestigung besitze, daß sich aber keine andre Stadt dicht am Niederrhein mit Orsoy vergleichen könne, soweit es eine niederländische Verteidigung angeht. Wir wollen das mittelalterliche Orsoy nicht unterschätzen— es sind zum Beispiel Steinkugeln gefunden worden von Zentnergewicht, die offenbar gelegentlich gegen die mittelalterliche Festung geschleudert wurden; die niederländische Befestigung hat der Grundfigur der ganzen Stadt eine Umrahmung verliehen, die sich heute noch deutlich abhebt.

Stadtansicht

Die Wälle der niederländischen Befestigung mit den im Umriß gleichfalls erhaltenen Bastionen legen sich als Fünfeck um das viereckige, geradlinig aufgeteilte Stadtgebilde. Betrachtet man Orsoy vom Flugzeug aus und hat man einen Blick für Landschaf und Siedlung, dann geht einem das Herz auf. Die„Figur“ dieser Stadt ist wundervoll klar und einleuchtend. Zwei Hauptstraßen, kreuz und quer, durchschneiden das Viereck. Als Orsoy nach niederländischer Art mit Hilfe des Wassers stark befestigt war, gab es freilich nur einen Zugang, und zwar durch das Kuhtor, das heute noch steht. Wahrscheinlich wird man an den drei andern Straßenausläufen einen Fährbetrieb unterhalten haben, vor allem selbstverständlich am Rheintor, das nach einem verheerenden Stadtbrand ohne zwingenden Grund abgerissen worden ist.

Orsoy – Egertor , Rekonstruktion

Jeder, der einmal mit dem Dampfer eine Niederrheinfahrt unternommen hat, kennt die Rheinansicht von Orsoy mit dem weiß getünchten Zollhaus, den hohen Bäumen und dem stillen Sporthafen. Aber woher man auch immer sich naht, es bietet sich ein ähnliches Bild. Die Wälle liegen da, die zur Promenade einladen. Und neben dem Grün erfreut uns das Wasser, das heute als Rest der alten Wallgräben (Kuhteich) sanft von der fruchtbaren Landschaft umfangen ist.

Unsre Zeit ist hastig .Sie hat gegenüber Orsoy, jenseits des Rheins, mit Zechen und Brücken sich phantastisch eingezeichnet. Wenn einer, der wie wir alle dieser Zeit zu gehorchen hat der Ruhe und der Konzentration bedarf, so mag er nach Orsoy gehen. Es ist dort im Spiegel von Natur und Menschenwerk, im Gegensätzlichen eine hinreißende Klarheit und Ruhe, und es ersteht eindringlich vor uns das Schicksal einer Landschaft, die in der ganzen Welt ihre Geltung besitzt. Die Wälle sind und bleiben das Geschmeide der Stadt. Die Gräben verlandeten. Nun senken sich die Gärten in die sanfte Niederung hinein. Und dann liegt in einer Weite und Breite das niederrheinische Land da, von Gottes Hand bewegt.

Grundriß der Stadt und Festung Orsoy nach einer alten Originalzeichnung, vervielfältigt vom Reichsamt für Landesaufnahme, Berlin 1935

Stadt der Farbe

Das Lob, daß Orsoy eine Stadt des Grüns ist, darf es beiläufig hinnehmen. Die Landschaft wächst ja in dieses Gebilde hinein, das sich durch Jahrhunderte kaum veränderte. Aus der Verbundenheit von Architektur, Strom und Land vollendete sich in Orsoy eine Anschauung, die wohl zu rühmen ist. In den Straßen und Gassen der eigentlichen Stadt gibt es verhältnismäßig wenig Lücken, störende Eingriffe. Und von den wenigen Unterbrechungen wurden etliche jetzt, da es das Fest zu feiern gilt, in einem Siegeszug der Farbe ausgeschaltet.

Dieses Kapitel ist wert, daß man sich damit beschäftigt. Orsoy hat Mustergültiges geschafft. Was wir bei der Betrachtung andrer Gemeinden in der Kölnischen Zeitung immer wieder als das zu Erstrebende anregten, ist hier erfüllt und noch dazu aus eigner Kraft. Orsoy geht es wirtschaftlich nicht gut. Aber der Bann ist gebrochen. Das Jubiläum kommt gewiß ein wenig zu Hilfe. Doch ist die gesamte Bürgerschaft eine Gemeinschaft von guten Geistern. Männer wie Studienrat Ottsen, der zum Fest einen vorzüglichen Band Alt-Orsoy im Selbstverlag herausgebracht hat, sind Treuhänder der Tradition. An der Spitze steht Bürgermeister Stienem, der in die bunte Stadt verliebt ist, nicht etwa wegen eines werbenden Schlagworts; die Tatkraft eines schöpferischen Mannes übersetzt trotz den verschiedensten Schwierigkeiten und trotz der Armut das für richtig Befundene kühn in die Wirklichkeit. Das Geld liegt in Orsoy wahrhaftig nicht auf der Straße. Aber man verfügt über die Stiftung einer hochherzigen Frau Christine Bürger; sie ist begütert in Amerika gestorben, und die Gelder werden den Einwohnern zinslos, dem Vermächtnis entsprechend, geliehen. Die Bürger helfen auch noch von sich aus, und so bietet sich Orsoy als die sauberste und lustigste Stadt im allerschönsten Einklang dar. Griesgrämige Zeitgenossen meckern etwas über das farbige Spiel. Wir indes möchten das gegenwärtige Orsoy und davon als den besten Ausschnitt die Turmstraße als ein tapferes und vorbildliches Ergebnis loben. Hier hat der Geschmack des Volkes unter der Aufsicht eines verständigen und gut beratenen Bürgermeisters sich frei auswirken können, und der Erfolg ist einwandfrei. Der Bürgermeister will mit der Anwendung der Farbe Orsoy restlos erfassen. Er läßt nebenbei eine der Hauptstraßen mit Weiß- und Rotdorn besetzen. Kurz, er pflegt das Kleinod. Was außerhalb der alten Stadt geschieht, bedarf allerdings nicht weniger der Betreuung.

Land und Leute

Es türmt sich jenseits der Wälle so leicht ein Baukasten auf, der den Einklang von Stadt und Landschaft verdirbt. Im allgemeinen ist Orsoy in seinem Geviert geblieben. Es bietet tausend kostbare Einzelheiten. Selbst in der neuen katholischen Pfarrkirche— die evangelische Pfarrkirche stammt aus dem fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert—finden sich erlesene Kunstwerke. Die Menschen sind hier offen, vertrauensselig.

Wovon leben sie? Orsoy hatte Seidenspinnereien (es wurde sogar dort einmal eine Raupe gezüchtet), Leinenwebereien, Korbflechterei und Brennereien. Eine Brennerei besteht noch; der Orsoyer Genever hatte es in sich. Orsoy lebte auch von der Treidelschiffahrt und von der Fischerei. Heute gibt es einige Tabakfabriken. Es sind auch noch mitten in der Stadt ein paar alte Höfe vorhanden. Die rechtsrheinische Industrie versorgt etliche Bürger mit Arbeit. Doch die Erwerbslosigkeit ist nicht gering. Die Lösung heißt auch in Orsoy: Fremdenverkehr. Etwa auf zweihundert Einwohner kommt ein Gasthaus. Da muß also schon Hilfe von auswärts kommen.

Wenn wir nicht irren, sind elf Gaststätten vorhanden. Davon dürften einige mit Garten und Saal ein Fassungsvermögen haben, das für ganz Orsoy samt Säuglingen und Greisen mehr als genügt. Dem Notstand und gleichfalls der Anmut dieses Städtchens entsprechend, erscheinen denn auch die„Fremden“ zahlreich aus der nähern und weitern Nachbarschaft.

Das Ansehen Orsoys ergibt sich aus der Veranstaltungsfolge der Festwoche. Es treffen sich Sänger, Schützen, Turner, die Innungen des Kreises. Beamte, Frauenschaft, Bürgermeister und Bauernhalten ihre Tagungen ab. Der Landesbauernführer Freiherr von Eltz-Rübenach wird sprechen. Die alten Krieger geben sich ein Stelldichein usw.

Die landschaftliche Einordnung Orsoys ist fesselnd. Ein uralter Rheinübergang bestimmt

diesen Punkt. Orsoy ist also eine der ältesten Siedlungen in der Runde. Der Wanderer wird sich leicht von dem Wechsel überzeugen können, der sich hier zwischen der aluvialen Rheinaue und der diluvialen sogenannten Niederterrasse vollzieht. Er findet dicht bei Orsoy eine Kette von Rheindünen, von sandigen Erhöhungen, die aus alten Rheinbetten angeweht sind. Noch einmal: die Figur Orsoys ist höchst überzeugend.

Der Rhein und der„Fliegende Moerser“.

Der Rhein war in dieser Gegend, die man zum alten Deltagebiet rechnen muß, launenhaft. Er hat seinen Lauf oft verändert, ein Dorf sogar verschlungen. Orsoy aber blieb immer am Rhein. Vielleicht lag es früher rechtsrheinisch. Wahrscheinlich war es einmal eine Insel. In Orsoy hat ein Kaiserhof bestanden (das Land, das aus dem wechselnden Geäder des Stroms auftauchte, gehört ein seltsamen Spiel der Natur dem Kaiser). Später war Orsoy Zollstätte, woran noch das alte Zollhaus am Rhein erinnert, neben dem sich sehr entschieden das Postamt aufgebaut hat. Unausmerzbar aus dieser Landschaft sind, sosehr sich auch die Rheinstrombauverwaltung bemühen mag, die alten Rheinarme.

Preußen hat im 18. Jahrhundert mit der ihm eignen Entschlossenheit eingreifen wollen. Damals war Rheinberg durch ein altes Rheinbett noch mit dem Strom verbunden. Der Staat wollte kurzerhand bei Rheinberg durch Jenneckes Gatt(Gatt heißt Straße), also durch den alten Rheinarm, einen Damm ziehen, was zur Verlandung und damit zu Landgewinn geführt hätte, den Rheinbergern aber höchst unwillkommen war. Auseinandersetzungen blieben nicht aus. Heute noch sind die Besitzverhältnisse kurios. Das Gelände, das Rheinberg vom Rhein trennt, gehört zur Bürgermeisterei Orsoy – Land. Und noch eine Sonderbarkeit: ganz dicht bei Orsoy mündet der Lohbach. Diese natürliche Linie ist eine kommunalpolitische Grenze. Wenn z. B. jemand ungefähr vor Orsoy im guten Glauben an die Zuständigkeit der Stadt Orsoy ertrinkt, ist die Polizei des benachbarten Repelen-Baerl zu alarmieren.

Der Rhein ist nun in leidlich festen Banden. Bei Überschwemmungen freilich umspült er sein

geliebtes Orsoy heftig. Mit der Schiffahrt aber ist es für Orsoy schlecht bestellt, abgesehen davon, daß die Personendampfer die Ausflügler herantragen. Für die Zeche Friedrich-Heinrich besorgt bei Orsoy der Kreis Moers die Verladung. Gegenüber aus dem rechten Rheinufer wird ein Hafen ausgebaggert für die Gewerkschaft Walsum, wie es heißt die größte Doppelschachtanlage Europas Der Wechsel von Industrie und Landschaft ist wirklich grandios. Städtebau und Landesplanung haben hier eine gewaltige, nicht nur den Niederrhein, vielmehr das gesamte Industriegebiet berührende Aufgabe auf weite Sicht zu lösen. Dabei hat Orsoy kraft seiner Eigenart und seiner Vergangenheit den Anspruch, im Rahmen der weiten niederrheinischen Landschaft voll und ganz erhalten und beschäftigt zu werden. Es geht nicht an, daß ein so tapferes, ehrwürdiges und liebenswertes Städtchen wieder zum Notstandsgebiet verschlagen würde. Man muß den Fall auch einmal vom Standpunkt der Leistung aus betrachten. Orsoy hat dem Schicksal zum Trotz immer wieder mit Leistungen aufgewartet. Heute steht es da in einem Kleid, um das es von mancher reichen Stadt beneidet werden dürfte. Und was hat man diesem Orsoy nicht alles entwunden! Nehmen wir nur die Fischerei. Ist glücklich einmal ein Fisch gefangen, so kann es geschehen, daß er schon in der Bratpfanne nach Abwässern duftet. Außerdem sind die Fische im Vergleich zu frühern Zeiten mager geworden ,zum Teil sogar verkrüppelt.

In der Festwoche (6. bis 14. Juli) wird das25jährige Bestehen der Kreisbahn Moers—Orsoy—Rheinberg gefeiert. Wer das Vergnügen hat, von Moers aus durch einen Triebwagen der Kreisbahn nach Orsoy befördert zu werden und dabei die Landschaft, die Folge von Zeche, Dünen und grünen Wiesen mit schwarz-weißen Kühen gemächlich zu erleben, außerdem auch noch das gefällige Gefährt auf Herz und Nieren zu prüfen, wird feststellen, daß der Moerser Wagen dem Fliegenden Kölner im Prinzip gar nicht unähnlich ist, Nur sieht der Moerser etwas anders aus. Man hat ihn zur Vorsicht schon 1908 in Kuxhaven tüchtig laufen lassen, ehe ihn der Kreis, wenige Jahre vor dem Krieg, übernahm.


Der Grafschafter

Samstag, den 6. Juli 1935

Orsoy’s Weg durch die Jahrhunderte.

Die Geschichte des mittelalterlichen Orsoy.—

Das Schicksal einer niederrheinischen Festung. 650 Jahre Kampf, Not und Arbeit

Im strahlenden Glanz der Sommersonne, die das niederrheinische Land in einen großen herrlichen Garten verwandelt, liegt Orsoy da, schier mittelalterlich verschlossen noch und dennoch lebendig und zeitnahe. Breit und behäbig fließt der Rhein vorbei; Schleppdampfer stoßen vor lauter Anstrengung dichte Rauchwolken in die Luft; ein weiter Himmel dehnt sich über der Landschaft und der Strand ist bevölkert von Ausflüglern, die aus den dumpfen Städten des rechtsrheinischen Gebietes kommen und hier Erholung für Körper und Seele suchen. Der Reiz dieses niederrheinischen Städtchens, das jetzt die 650 – Jahrfeier seiner Stadtwerdung begeht, liegt in der Unberührtheit vom laut tönenden Verkehr, die der Besucher so wohltuend empfindet und in den sichtbaren Merkmalen, die der Kampf durch sieben Jahrhunderte um seinen Besitz und seine Existenz hinterließ. Das 650 jährige Orsoy am Rhein ist deutlichster Ausdruck niederrheinischen Schicksals ,des Kampfes der Bewohner seiner Landschaft gegen die Eindringlinge aus allen Staaten Europas und deutlichster Beweis für den Aufbauwillen und den kulturellen Hochstand dieses Stückchens Erde im deutschen Land. Nicht immer aber lag dieses Orsoy so friedlich und frei am Ufer des Rheins, sondern die Jahrhunderte haben Kämpfe, Nöte und Verheerungen gebracht, die sein starkes Bürgergeschlecht soldatisch tapfer überwandt.

Von den Toren der alten Feste Orsoy ist nur noch das Kuhtor (Bild oben) erhalten.

Zur 650 Jahrfeier hat man die drei übrigen Tore wieder erstehen lassen, nämlich das Egertor (nebenstehend rechts), das Binsheimer – Tor (Mitte der 4.Spalte). Am Alten Zollhaus ist das Rhyntor aufgerichtet, das hier nicht abgebildet ist.

Einstmals,  es mag um die Wende des 1. zum 2.Jahrtausend unserer Zeitrechnung n.Chr. gewesen sein, da lagen die baulichen Anfänge des heutigen Orsoys nicht am linken Ufer des Rheins, sondern umspült von seinen Wellen mitten in seinem Bett. Orsoy hat einstmals auf einer Insel gelegen. Der ständig von West nach Ost wildernde Rhein hatte diese Lage geschaffen und oftmals verändert. Schwer nur ist es möglich, das Bild jener ersten zeitlich kaum bestimmbaren Anfänge Orsoys nachzuzeichnen, da die Naturgewalt des keine Grenzen kennenden Wassers willkürlich seine Richtung verlegte, Land überschwemmte, Neuland schuf, Ansiedlungen von Menschen überspülte und willkürlich verlegte. Einmal nur in jüngster Geschichte erinnerte die Gewalt des wildernden Rheins an den Zustand, der hiervor Jahrhunderten bestanden hatte: als um die Jahreswende 1925 – 26 der Rhein mit gewaltigen Sturmfluten das Land überschwemmte, war Orsoy wie von einem eisernen Ring umschlossen. Die Wasser des Rheins hatten das einstmals ihnen gehörende Land gefangen und so daran erinnert, daß Menschenkraft und Wille zwar den Weg der natürlichen Kräfte bestimmen kann, diese jedoch immer  die stärkeren sind.

Giebel an der ev. Kirche.

Das Gemeinheits – Siegel der Richter und Schöffen von Orsoy, das uns bis zum heutigen Tag erhalten ist, gibt uns das Recht, Orsoy erstmalig im Jahre 1285 als Stadt zu bezeichnen. Stolzer Bürgersinn und die Machtvorstellung der eigenen Kraft aber prägten diesem Siegel auch die damals schon bestehende Befestigung der Stadt auf. Auf großem runden Felde unter drei Pferdeköpfen zeigt es eine Torburg, der sich nach beiden Seiten gezinnte Mauern anschließen.

Orsoy – Altes Zollhaus

Orsoys ehemalige Lage auf einer Rheininsel aber zeigt deutlich die geschichtlich verbürgte Erinnerung, die wir an den sogenannten Kaiserhof haben, der auf einer Insel lag, die der Kaiser dem Grafen von Kleve als Lehen gegeben hat. Heute zeugen nur noch wenige verwitterte Mauerreste im Innern der Stadt vom Kaiserhof. Erstmalig im Jahre 1233 wird dieser Hof zu„Orsoie“ erwähnt, da Graf Dietrich von Cleve seiner Schwiegertochter Elisabeth eine jährliche Rente von 600 Mark aus Einkünften verschiedener Güter verschreibt, unter denen der Kaiserhof zu Orsoy als der wichtigste und größte genannt wird. Wo heute Menschen freudig auf Terrassen sitzen und die Ruhe der Landschaft und den Anblick des nahe vorbei-fließenden Rheines genießen, hier am alten Zoll erhoben die Machthaber des befestigten Orsoy schon früh im 13. Jahrhundert Zoll von den vorbeifahrenden Kauffarteischiffen. Als wichtigste Einnahmequelle der regierenden Herren war dieser Orsoyer Zoll von besonderer Bedeutung für ihre Finanzgeschäfte. Im Jahre 1242 hatten der Graf von Geldern und der Erzbischof von Köln Gründe genug, gegen den Fortbestand dieser Zollerhebungsstelle Einwand zu erheben. Ein ganzes Heer von Söldnern und Gehilfen hat hier sein Dasein gefristet und den„alten Zoll“, der noch heute so trutzig am Ufer des Rheines liegt, als Zwingburg betrachtet haben, die ihnen lohnende Einnahmen schenkte.

Im 13. Jahrhundert hat Orsoy seine ersten Festungsanlagen erhalten.

Orsoy – Binsheimer Tor, Rekonstruktion

Aus den Anfängen des 16. und 17. Jahrhunderts sind uns noch Karten erhalten, die ganz vorzüglich ein Bild jener für die mittelalterlichen Städte am Niederrhein typischen Befestigungsart vermitteln. Fast rechteckig angelegt, lassen sie auf kleinen Raum eine machtvolle Befestigung erkennen, die mit den hohen Mauern, den breiten Gräben und zahlreichen Türmen Orsoys ein stattliches Aussehen gegeben haben. Die heute noch deutlich erkennbare Befestigungsart geht auf die niederländische Anlage zurück, von der alte Berichte erzählen, daß sie der von Antwerpen geähnelt hätten. Noch erinnert die Lage des evangelischen Krankenhauses, des evangelischen Friedhofes, des Hindenburgplatzes, des kath. Friedhofes und der evangelischen Schule an die fünf mächtigen Bollwerke, die der Befestigung Orsoys die ihre eigenartige Form gegeben haben. Schon 1522 ist der größte und wichtigste Teil dieser niederländischen Festung vorhanden. Rings von Wasser umgeben, führten nur ein oder zwei schmale Brücken über die Gräben hinweg in die Festung. Die Chronik meldet, daß 1672 die Franzosen nach Einnahme der Festung diese am 2. Juni des gleichen Jahres zerstört haben. Die letzten vier Jahrhunderte unserer Zeitrechnung bedeuten für Orsoy die fortwährende Überschwemmung mit fremden Kriegsvölkern und vor allem mit französischen Heeren

Das Siegel der Urkunde vom 27. Februar 1285 zeigt unter den drei Pferdeköpfen eine Torburg, die darauf hindeutet, daß Orsoy schon in jener Zeit eine bemerkenswert starke Befestigung gehabt hat. Orsoys Schloßbauten haben einen vielfachen Wandel im Laufe der Geschichte erfahren. Im Jahre 1441wurde die Schloßanlage geschaffen, die bis in die ersten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts erhalten blieb, dann aber zum größten Teil zusammengefallen war. Herzog Johann Wilhelms dauernde Geldverlegenheit vermochte die Orsoyer Burg nicht zu erhalten, sodaß dieses Mal nicht der kriegerische Ansturm fremder Kriegsvölker, sondern die Nachlässigkeit des eigenen Landesherrn den stolzen Bau der Orsoyer Burg zerfallen ließen.

Orsoys wirtschaftliche und städtische Entwicklung im Verlauf der Jahrhunderte ist aufs engste verbunden mit dem oft wechselnden Schicksal unter fremden Kriegsvölkern und der fortwährenden Besatzung durch fremde Truppen. Schon als Kurfürst Friedrich – Wilhelm von Brandenburg anerkannter Landesherr war, lag doch noch holländische Besatzung in Orsoy, die das ganze Wirtschaftsleben der Stadt und das kulturelle Dasein seiner Bewohner aufs nachhaltigste beeinflußte. Die Clevische Verwaltung Orsoys hat uns kaum Unterlagen hinterlassen, die einen Einblick gestatten würden in die Finanzlage der Stadt, deren Neuordnung erst der preußischen Verwaltung vorbehalten blieb. Unter Clevischer Herrschaft war Orsoy die jeder äußeren Willkür ausgelieferte Stadt, die Brände, Überschwemmungen und Kriegsnöte in wildem Wechsel zu ertragen hatte und im Laufe eines Jahrhunderts, 1552 und 1587, zweimal niedergebrannt worden ist. Friedrich Wilhelm 1. hatte deshalb alle Veranlassung, am 16. April 1714 nachprüfen zu lassen, wieviel wüste Städte das ihm neu zugesprochene Land hätte, wie die Kriegsnöte die Besitzverhältnisse der Grundeigentümer willkürlich verändert hätten und welche Handwerker notwendig seien, um der Stadt Orsoy den Wiederaufbau verwüsteter Plätze und baufälliger Häuser zu ermöglichen. Orsoys langsame Gesundung, sein innerer Ausbau, die Ordnung seiner Finanzen, die Ruhe seiner inneren Entwicklung, waren erst unter den Hohenzollern möglich. Friedrich der Große setzte trotz vieler Schwierigkeiten das Werk seines Vaters fort, die niederrheinischen Städte und vor allem Orsoy zu Plätzen ruhiger Arbeit und gesunder wirtschaftlicher Entwicklung zu machen.

Ein wirres Auf und Ab, Kriegs- und Hungersnöte, Feuersbrünste und feindliche Überfälle, kennzeichneten den Weg Orsoys durch die Jahrhunderte Schier unüberwindliche Befestigungsanlagen und Schloßbauten wurden geschaffen, zerfielen, weil landesherrliche Bequemlichkeit und Geldnot ihren Fortbestand nicht sichern konnte, oder sie erlagen dem Ansturm fremder Truppen aus allen Teilen Europas, denen das niederrheinische Land ein willkommener

Am Rheinhafen in Orsoy

Tummelplatz ihrer kriegerischen Absichten bedeutete. Auch diesen wirren Wechsel seines Schicksals, der durch die Jahrhunderte ging, hat Orsoy überwunden. Preußens große Könige haben Ordnung und Ruhe geschaffen und die Grundlagen für den Aufstieg aus Not, Elend und Wirrnis gelegt. Und dieses Orsoy, das im Wechsel seiner Geschichte keinem Schicksal entging, liegt heute vor uns als das lebendige Beispiel des Schicksal deutschen Landes, das Jahrhunderte hindurch der Tummelplatz für ausländische Kriegsvölker war— die lebendige Erinnerung auch an das Schicksal des ganzen Reiches, das erst nach Überwindung der inneren Zwietracht zur Einheit und Stärke aufsteigen konnte.

Bilder aus Orsoys Vergangenheit und Gegenwart

Es ist ums Jahr 1480. Der Moerser Graf Vinzenz hat im Herbste an einem schönen sonnigen Tage eine große Jagd veranstaltet. Mit Hundegebell und Peitschenknall nahen sich die Jäger dem Ausgange der Hetze, des heutigen Baerler Busches. Auf der Straße, die noch heute von Vierbaum nach Orsoy führt, kamen sie in gestrecktem Galopp daher. Da gebietet ihnen der Kuhbaum,.i. der Schlagbaum auf dem Kuhdeich, Halt. Hinter der Schranke liegt Clever Gebiet, das von dem Orsoyer Drosten Will-Poysch verwaltet wird. Es könnte ihnen schlecht gehen, wenn sie die Landeshoheit verletzten. Sie halten still und schauen nach Orsoy hinunter, das mit seiner stattlichen Festungsmauer von 8 m Höhe und mit seinen reichlich 20 Festungs- und Stadttürmen prächtig in der Sonne ausgebreitet daliegt. Vom Kuhbaum sieht man in die Festung durch das noch erhaltene Kuhtor. Wohl ist die Festung nicht groß; aber sie liegt am Rhein und an der äußersten Grenze des Herzogtums und dadurch hatte sie eine besonders große Bedeutung gewonnen. Klar hebt sich aus dem Stadt= und Festungsbilde das Riesenschloß des Herzogs mit seinen schlanken Türmen. Alles in allem ein Anblick, der seinen Eindruck auf die Jäger nicht verfehlt.*

Man schreibt das Jahr 1600. Von Duisburg herkommt ein Segler, der vorschriftsmäßig bei dem Zoll in Orsoy anlegt. Während die Zollknechte mit dem Beseher aufs Schiff kommen, um die zollpflichtige Ladung sich genau anzusehen, schaut die Besatzung unseres Seglers auf die zahlreichen Arbeiter, die noch immer mit dem Ausbau der Festung Orsoy beschäftigt sind. Wie hat sich das Bild innerhalb der Zeit verändert, da sich der Schiffsführer erinnern kann. Mit Spaten und Karren arbeiten nun seit Jahrzehnten hunderte von Menschen, um Orsoy in eine moderne Festung umzuwandeln. Nach dem Rheine zu sind zwei große Bollwerke entstanden, die man vom Strom aus genau beobachten kann. Hoch und trutzig ragen die steilen Wälle aus dem Rhein und dem umliegenden Gelände empor. Tief wird der Wallgraben ringsherum ausgeschachtet. Man kann sich nicht genug über die große Veränderung wundern, die mit Orsoy vor sich gegangen ist. Gern lassen sich die Schiffsleute erzählen wie es weiterhin um die Festung bestellt ist. Sie hören von Inselfestungen(Ravelins), von einem gedeckten Gang, der jenseits des Wallgrabens um die Festung führt. Nirgends kann man in den Ort hinein, der nun vollständig von Wasser umgeben ist. Nur am Kuhtor führt eine Brücke zuerst über den inneren Teil des Wallgrabens nach der davor liegenden Insel-festung hinüber, von dieser wieder eine andere zum Wege, der dann rechts auf den Kuhteich führt.

*Das sind zwei Bilder aus der Vergangenheit Orsoys, die uns den Wandel vor Augen führen sollen, der im Laufe der Jahrhunderte hier vor sich gegangen ist. Noch sind erhebliche Teile der alten mittelalterlichen Festung hier vorhanden. Man sieht eine solche Festung hier noch soweit erhalten, daß man sich ein Bild von derselben machen kann. In einem ist aber Orsoy allen anderen Ortschaften weit und breit voraus: Die in dem zweiten der vorstehenden Bilder geschilderte niederländische Festung ist noch gut erhalten, so daß jeder Besucher der alten Stadt sich ein klares Bild von dieser Befestigung machen kann. Die noch vorhandenen Reste, die hoffentlich bald unter Denkmalsschutz gestellt werden, sind in ihrer Art einzigartig, und jeder Besucher wird seine helle Freude daran haben. In ihren Straßenbildern bietet die alte Stadt so manches Anziehende. Man sieht hier das schlichte Rathaus mit seiner interessanten Geschichte aus der Zeit um 1600. Andere Häuser zeigen durch ihre Bauart und die ihnen in Eisenklammern angehefteten Jahreszahlen fast die gleiche Zeit ihrer Entstehung an. Viel protziger treten die großen mit holländischen Schiebefenstern versehenen Gebäude dem Fremden entgegen. Sie stammen aus der Regierungszeit des Alten Fritz, der mit Erfolg versucht hat, die Bürger der niederrheinischen Städte zum Bauen anzureizen, indem er ihnen große Zuschüsse zu den Baukosten gab. Das alles prägt sich in den Formen der Häuser klar und deutlich aus.

Orsoy, die Stadt der Zigarren und des Tabaks.

Aus der Entwicklung der Orsoyer Tabakindustrie.

Die Stadt Orsoy wird durch ihr 650 jähriges Jubiläum weit über die Grenzen des Niederrheins hinaus genannt und bekannt. Nichtsdestoweniger genießt die Stadt schon seit mehr als 70 Jahren besonderes Ansehen in ganz Deutschland durch einen Industriezweig, der für Orsoys Bevölkerung von lebenswichtiger Bedeutung ist— durch dieTabak- und Zigarrenfabrikation. Ausschlaggebend für die Niederlassung dieses Industriezweiges gerade an diesem Platze war die Nähe der holländischen Grenze. Die meisten Rohtabake, die von überseeischen Ländern kommen, werden in Holland gehandelt und können hier in allen möglichen Sorten und bester Beschaffenheit eingekauft werden.Hinzu kommt dann noch die günstige und billige Transportmöglichkeit auf dem Wasserweg des Rheins, der sich auf die Herstellungskosten von Tabakerzeugnissen in Orsoy bedeutend günstiger auswirkt als in Orten ohne Wasserstraße. Neben den Herren Lüps und Luhn, die zuerst in Orsoy einige Jahre die Fabrikation von Zigarren betrieben haben, sind in erster Linie die Inhaber der Zigarrenfabrik Heldmann u. Co.,W. Hagemann. G. Plecker, C. Heldmann um das Jahr 1858 die Begründer der Orsoyer Zigarren- und Tabakindustrie.Diese für die Stadt Orsoy neue Industrie blühte schnell heran und in kurzer Zeit fanden in ihr viele Arbeiter ausreichend Lohn und Brot.Auch die Zahl der Betriebe nahm bald zu, die im Laufe der Jahre ständig vergrößert und modern ausgebaut wurden. Hiermit hob sich zugleich der Versand und Export nach allen Gegenden Deutschlands, teilweise auch des Auslandes, und so wuchs auch der Ruf Orsoys als Stadt der guten Zigarren und Tabake. Wenn ein einzelner Betrieb zeitweise wöchentlich 250000 Zigarren anfertigt, so ist er selbstverständlich, daß zum Absatz dieser Mengen ein ausgedehntes Kundennetz gehört. Zu berücksichtigen bleibt dabei der Umstand, daß für die Zi-garrenfabrikation nur Handarbeit infrage kommt, während der Tabak maschinell verarbeitet wird. Zur Verwendung gelangen in der Hauptsache Rohtabake aus Java, Sumatra, Havanna, Brasilien,Borneo, Maryland, Mexiko, Kentucky. Ohio und zum Teil auch solche aus der Pfalz. Sämtliche Betriebe besitzen einen Stamm alter erfahrener Arbeiter und Zigarrenmacher, so daß eine gepflegte und fein zusammengestellte Rauchware zum Versand kommt.Wenn auch in der Krisenzeit die Zigarrenindustrie schwer getroffen wurde, so geht es doch heute wieder rüstig aufwärts, zumal der Umsatz sich hebt und so die Beschäftigungsmöglichkeit für Zigarrenarbeiter von Monat zu Monat wächst. Orsoys Zigarren sind gut und gerne gefragt— ihre Qualität ist die beste Empfehlung für die im Festschmuck prangende Jubiläumsstadt, die auf diese ihre heimische Industrie mit Recht stolz sein kann. Veranstaltungen der Orsoyer Festwoche.vom.—

14. Juli 1935.Eine bemerkenswerte Neuerscheinung in der Heimatliteratur.

„Alt-Orsoy“.] Von O. Ottsen-Orsoy.O. Ottsen, der sich seit Jahrzehnten um Geschichte, Brauchtum und Sitte der Grafschaft Moers und der Stadt Orsoy durch eine große Zahl eigener Veröffentlichungen in Zeitschriften und Tageszeitungen durch die Heranbildung eines großen Teiles nun auf gleichem Gebiete selbständig arbeitender Schüler verdient gemacht hat, legt zur 650-Jahrfeier der Stadt Orsoy ein Buch vor„Alt-Orsoy“ Beiträge zu der Geschichte der Stadt und des Amtes (der Drostei) Orsoy“. Das Buch ist im Selbstverlag des Verfassers erschienen.

Das Buch bringt auf knapp 300 Seiten eine solche Fülle geschichtlichen und statistischen Materials, daß die Durchsicht nicht nur einige Mühe, sondern auch gewisse Sachkenntnis erfordert. Das umfangreiche Aktenstudium findet Niederschlag. Die Selbständigkeit der Arbeit, die vor allem ihren Wert ausmacht, ist in interessanten Hinweisen auf Menschen, Zeitumstände und wirtschaftliche Entwicklungsstufen des alten Orsoy zu erblicken, die in der bisher erschienenen Literatur nur wenig oder gar nicht erwähnt wurden.

Der Verfasser unterstützt seine Ausführungen durch den Abdruck von mehr als 70 Bildern und Skizzen. Soweit es sich um die Wiedergabe alter Pläne der Stadtanlagen und Befestigungen, um Siegel und Dokumente der Vergangenheit, um Bilder vormals amtierender Bürgermeister und heute noch erhaltene mittelalterliche Bürgerhäuser Orsoys handelt, erfüllen die Bilder und Zeichnungen vollauf ihren Zweck und verdeutlichen das geschriebene Wort .Ottsen hat in diesem Buche eine außerordentliche Fülle von Material zusammengetragen, dessen Verwendung als Quelle interessanter Studien, vor allem auch in den Schulen, dienen kann. Zu den sachlichwichtigsten gehören die Ausführungen des Verfassers über die veränderte Lage Orsoys die erkennbar machen, wie Orsoy einstmals als Insel innerhalb des Rheinstromes gelegen haben mag. Zu den weitgehendsten Feststellungen kommt Ottsen, gestützt auf  seine langjährigen, durch örtliche Ausgrabungen gemachten Erfahrungen hinsichtlich der ältesten Befestigungen Orsoys. Man kann seine Forderung, alle noch erhaltenen Werke der Befestigung im Interesse der Heimatpflege unter öffentlichen Denkmalsschutz zu stellen, grundsätzlich nur unterstützen. Für die Verbreiterung sachlich begründeter Kenntnisse von der traditionsreichen Geschichte Orsoys, die gleichze-tig ein einprägsames Bild gibt von den wirtschaftlichen und politischen Zuständen in unserer Heimat im Laufe der Jahrhunderte, hat der Verfasser des Werkes Erhebliches geleistet. Wir haben gerade in diesen Tagen, da die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, der Behörden und der geschichtlich interessierten Privatkreise auf das 650 jährige Orsoy gerichtet ist, ein erhebliches Interesse daran, zu beweisen, daß gerade im Kreise Moers, wie kaum irgendwo sonst am Niederrhein, Heimatsinn und Heimatliebe gepflegt werden. Geschichtsschreiber und Heimatforscher haben vor allem in der heute heranwachsenden Jugend durch die Geschichte der Heimat neuen völkischen Willen zu wecken.

„Alt-Orsoy“ hätte deshalb deutlicher herausstellen müssen, warum dieses Stück niederrheinischen Landes einen großen Zeitabschnitt seiner Geschichte hindurch widerstandslos ausländischen Kriegsvölkern ausgeliefert war. Die Geschichte unserer Heimat ist kulturell, wirtschaftlich und staatspo-litisch so mannigfaltig bewegt und interessant, daß an ihr das Werden von politischen und staatlichen For-men, von kulturellen Besonderheiten und menschlichen Eigenarten der Bewohner unserer Landschaft besonders deutlich gemacht werden kann.

Samstag, den 6. Juli:16.30:

Feierliche Eröffnung der Festwoche.

Öffentliche Ratsherren – Sitzung im Rathaus – Saal.

18.00: Aufzug der historischen Torwachen.

19.00: Kreistagung der Vereinsführer des Deutschen Fußballbundes Duisburg=Hamborn=Moers.

20.00: Festabend des MGV„Frohsinn“, Orsoyim Festzelt.

Sonntag, den 7. Juli:Kreis – Sängerfest.

14.30: Festzug der Sänger.

15.30: Festkonzert mit Gemeinschaftssingen, anschließend Sängerball im Festzelt.

16.00: Jubiläumsspiel Union Hamborn 1— Homberger Spielverein!(Sportplatz am Bahnhof).

17.00: Flieger über Orsoy.

Montag, den 8. Juli:Schützentag des Orsoyer Bürgerschützenvereins (gegr. 1627).

10.00: Preisschießen.16.30: Historischer Festzug, anschließend Schützenball im Festzelt.

14.00: Kreistreffen der Frauenschaften(„AltesZollhaus“).

16.00: Kreistreffen der Schuhmacher – Innung(Hotel Germania).

16.30: Kreistreffen, der Baugewerks – Innung(„Altes Fährhaus“).

Dienstag, den 9. Juli:

16.00: Tagung oes Kameradschaftsbundes der Polizei- und Gendarmeriebeamten im„Alten Fährhaus“.

Kreistagung der Schreiner=Innung im„Alten Zollhaus“.

Kreistagung der Mechaniker – Innung im Jägerheim“.

Kreistagung der„Metzger – Innung im„Hotel Germania“.

Mittwoch, den 10. Juli:

11.00: Tagung des NS=Lehrerbundes im Festzelt„Rheingarten“

14.00: Feier des 25jährigen Jubiläums der Kreisbahn Moers=Orsoy=Rheinberg im FestzeltAdelmann.

14.00: Familientreffen der Kommunalverwaltungen des Kreises Moers im„Alten Zollhaus“.

15.00: Übergabe des Festungsschlüssels an den Vertreter des Staates am historischenKuhtor.

16.00: Großes Volksfest mit Kinderbelustigung. Bunter Abend und Volksball.

Donnerstag, den 11. Juli:Tag der Deutschen Arbeitsfront.

.00: Sportfest der Deutschen Jugend (Kreisplatzam Rhein).

14.00: Aufmarsch der Werkscharen.

20.00: Gemeinschaftsabend der Orsoyer Zigarrenmacher (Zollhaus).

Werbeabend der Hitlerjugend im Festzelt Fischer.

Freitag, den 12. Juli:

11.00: Tagung der Stadt=, Amts- und Landbürgermeister des Begierungsbezirkes Düsse-dorf im„Alten Zollhaus“

16.00: Kreistreffen der Fleischer=Innung im„Alten Fährhaus“.

16.00: Kreistreffen der Dachdecker=Innung im„Jägerheim“

17.00: Kreistreffen der Anstreicher=Innung.

Samstag, den 13. Juli:

Tag der Bauern.14.30: Großes Turnier der SA=Reiterstandarte 74.., auf den Rheinwiesen.— Militärkonzert.

18.00: Treffen der Kreisbauernschaften Moers-Rees=Dinslaken(Kreisplatz am Rhein).—Rede des Landesbauernführers FreiherrnEltz von Rübenach.

16.00: Kreistreffen der Schmiede-Innung im„Alten Fährhaus“.

16.00: Kreistreffen der Stukkateur=Innung im„Jägerheim“

20.00: Kameradschaftsabend der Kriegerkameradschaft Orsoy im Festzelt.

Sonntag, den 14. Juli:

Kreisfeuerwehr=Verbandsfest.Delegierten=Tagung im„Hotel Germania“.

15.00: Schauübungen am Rhein, anschließend Propagandamarsch.

17.00: Großer Festball.

16.00: Treffen des Reichsverbandes ehem. Kameraden des Lehr-Inf.=Batl. Potsdam und des Lehr: Inf.=Regt. Berlin, Ortsgrupppe Moers im Restaurant Kuhlmann.

Täglich von—12 und 15—19 Uhr: Ausstellung in der Heim – Hochschule„Sammlung von Pastellbild-nissen von Orsoy und Umgebung.“—

Besichtigung des Heimatmuseums im Bürgermeister-Hüssen-Haus.—

Besichtigung des Pulverturmes,

Ausgrabungen am blauen Turm.

Täglich um 17 Uhr: Aufzug der historischen Torwachen.—

22. Uhr: Beleuchtung der Festungstore.— Während der Festwoche: Großer Kirmestrubel—

Tanz und Konzert in den Lokalen.

Hinterlasse einen Kommentar